Anlässlich des internationalen Frauentages wird im KUBUS EXPORT, Hernalser Gürtel 56, Bogen 48, 1080 Wien, die Ausstellung „Johanna Dohnal im Porträt von Frauen 2022“ vom 1.3.-13.3. 2022 gezeigt. Die Fotografin Ulrike Wieser erstellte 21 Porträtfotos von Frauen, die zu ihren Erinnerungen und Erkenntnissen von Johanna Dohnals Wirken interviewt wurden. Die Fotos wurden mit einer Lichtinstallation, die aus der Interaktion der interviewten Frauen unter Anleitung der Künstlerin Susanne Kompast entstand, im KUBUS EXPORT ausgestellt. Technische Umsetzung: Pia Wenty
Kommt und schaut! Der KUBUS EXPORT ist 24h zugänglich!
Ich freue mich sehr bei diesem Projekt mit dabei zu sein! Großartig war es, so viele inspirierende Persönlichkeiten (Vernetzungsworkshop) kennen zu lernen. Und jetzt habe ich mich gefragt, wie Susanne Kompast und Ulrike Wieser eigentlich zu ihrem Projekt gekommen sind und was sie noch vorhaben!
Wie seid ihr auf die Idee gekommen das Projekt „Johanna Dohnal im Porträt von Frauen 2022“ im KUBUS EXPORT zu machen? War der Ausstellungsort wichtig für euch?
Susanne Kompast: Wir haben die Idee der Ausstellung der Bezirksvorsteherin von Penzing Michaela Schüchner vorgestellt. Durch sie wurden die Fäden in der SPÖ gezogen. Das Ergebnis war, dass uns der Transparente Raum als Ausstellungsraum angeboten wurde.
Ulrike Wieser: Valie Export hat den KUBUS EXPORT – der Transparente Raum – als eigenständiges Kunstobjekt entworfen, das alleine für sich stehen soll. Andererseits hat sie vorgesehen, dass der Transparenten Raum für Frauenthemen genutzt werden soll, Frauen sollen so sichtbar gemacht werden. Ich glaube, Susanne hat die Idee, um den KUBUS als Ausstellungsort anzusuchen. Wir waren beide sehr überrascht und erfreut, dass wir recht schnell eine Zusage vom Frauenservice Wien (MA 57) erhalten hatten.
Für mich ist der KUBUS EXPORT genial, weil er ein wunderschöner Raum ist und weil er als Frauenort gewidmet ist. Insofern ja, der Ausstellungsort ist wichtig für mich, gerade in Bezug auf Johanna Dohnal, der ebenfalls die die Sichtbarkeit von Frauen wichtiges Anliegen war und die für eine Verbesserung der Lebensverhältnisse von Frauen gearbeitet hat..
Was ist euer persönlicher Bezug zu Johanna Dohnal? Was fasziniert euch an ihr besonders?
Susanne Kompast: Sie war eine identitätsbildende Frau in meiner Jugend, als in unserer Familie über die Fristenregelung diskutiert wurde. Als ich mich näher mit der österreichischen Geschichte der Emanzipation auseinandersetzte, wurde mir bewusst, wie wichtig Johanna Dohnal für die Ermächtigung der Frauen war. Sie hatte die Fähigkeit die Probleme anzusprechen und dabei auch Gehör zu finden.
Ulrike Wieser: In meinem „früheren Leben“ in Innsbruck war ich Sozialarbeiterin und hatte ein Naheverhältnis zur autonomen Frauenbewegung. Zu Johanna Dohnal, die damals schon Frauenministerin war, hatten wir ein zwiegespaltenes Verhältnis: Noch mehr an Veränderung hätten wir uns gewünscht, zu langsam erschien uns die Veränderung. Im Nachhinein und vor allem jetzt, nach diesem Jahr der intensiven Auseinandersetzung mit der Politik Johanna Dohnals, ist mir bewusst geworden, wie viel sie und ihre Mitstreiterinnen erreicht haben. Gewaltschutz, Familienrechtsreform, Beseitigung der Amtsvormundschaft von ledigen Müttern, das Recht zur Betretungsverweigerung bei Gewalt in der Ehe und das gesetzliche Verbot der sexuellen Belästigung, sprachliche und institutionelle Gleichberechtigung, Fristenregelung, Frauenhäuser, Friedenspolitik.
Mich fasziniert Johanna Dohnals politischer Wille, die Gesellschaft zum Besseren zu verändern.
Ich habe mich sehr gefreut Teil dieses innovativen Projekts zu sein. Nach welchen Kriterien habt ihr die Mitwirkenden ausgesucht?
Susanne Kompast: Aus unseren jeweiligen Vernetzungen heraus. Es war spannend, wie gut sich das ergänzt hat.
Ulrike Wieser: Wichtig war uns die Auswahl von unterschiedlichen Frauen, in Bezug auf Alter, Beruf, Herkunft; wir haben versucht, ein möglichst diverses Bild zu schaffen. Die Frauen sollten – im weitesten Sinn – einen Bezug zu Johanna Dohnal oder ihrer Politik haben. Wir wollten zeigen, welche Auswirkung die Politik von Johanna Dohnal und der Frauen, die mit ihr gearbeitet haben, auf uns Frauen und die österreichische Gesellschaft heute hat.
Es war unglaublich spannend, all diese Geschichten von euch zu hören, angefangen von der ehemaligen Nationalratsabgeordneten Irmtraut Karlsson, die Mitbegründerin des ersten Wiener Frauenhauses ist und auf deren Initiative das Verbot von Landminen und Laserwaffen zurückgeht bis zu Luna Al-Mously, die junge Autorin, die in Damaskus aufgewachsen ist und in Wien lebt.
Wir sind auch sehr froh über die beiden jungen Frauen, die uns mit ihrem Fachwissen unterstützt haben. Pia Wenty, die für die technische Umsetzung der Lichtinstallation zuständig ist, und meine Tochter Katharina Wieser, die die Fotoaufsteller konstruiert und gebaut hat.
Die Ausstellung ist großartig geworden. Der Vernetzungsworkshop war sehr bereichernd. Wie geht es weiter mit eurem Projekt?
Susanne Kompast: Es gibt Interesse die Ausstellung an anderen Orten zu zeigen. Auch wollen wir ein Konzept für eine Wanderausstellung durch Schulen ausarbeiten. Der Ausgangspunkt des Projekts war die Idee einen Teil der Ringstraße nach Johanna Dohnal zu benennen. Die Ausstellung ist der erste Schritt zur Umsetzung.
Ulrike Wieser: Danke, dein Feedback freut mich sehr! Zuerst einmal geht es im KUBUS EXPORT weiter: Am 10. 3. ab 18.00 wird die Lichtinstallation bunt „tanzen“. Für den letzten Tag der Ausstellung planen wir auch ein Event, ich hätte am liebsten, wenn wir die 21 Frauen und ihre Arbeit nochmals genauer vorstellen können, vielleicht mit einem Büchertisch oder – Susanne und ich haben das nur ansatzweise besprochen, wir waren in den letzten Tagen sehr mit der Eröffnung beschäftigt und die Zeit vor einer Vernissage ist immer zu knapp… Genaueres werden wir auf Facebook und Instagram schreiben.
An Ideen hätten wir noch:
– Wir möchten die Ausstellung noch an anderen Orten in Wien zeigen, Interesse gibt es z. B. aus dem Sonnenwendviertel.
– Da eine „unserer“ Frauen, Gabi Plattner in Tirol lebt und arbeitet (sie ist Leiterin des Tiroler Frauenhauses), möchten wir die Ausstellung nach Innsbruck bringen. Dort könnte es einen Vernetzungsworkshop mit Tiroler Frauen geben.
– Von Anfang an hatten wir die Idee, die Ausstellung in Schulen zu zeigen, weil wir Johanna Dohnals Politik und Zeit Jugendlichen nahebringen möchten.
– Wir überlegen einen Podcast mit den Interviews.
Oh ja, und ganz wichtig: Um ein frauenpolitisches Zeichen zu setzen, sind wir für die Umbenennung eines Teils der Wiener Ringstraße in Johanna-Dohnal-Ring. Ich finde, das hat sie sich verdient.
Herzlichen Dank für eure Zeit! Und viel Erfolg weiterhin bei eurem Projekt!